Geschichte der Ev. Kirche in Dirmingen


Im Ortskern von Dirmingen steht - "am Hang des Kirchbergs" - an der Kreuzung Lebacher Straße/ Marktplatz/ Berschweilerstraße der schmucke barocke evangelische Kirchenbau, der in seinem Ursprung auf vorreformatorische Zeiten zurückgeht. Es fehlen jedoch genaue Angaben über die Zeit vor der Reformation. Der wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtete und noch erhaltene romanische Turm lässt auf einen Vorgängerbau schließen. Vermutlich war diese damalige Kirche wegen der geringeren Bevölkerungszahl kleiner als die heutige. Der Plan zum  Kirchenneubau stammt aus der sog. „Stengelschule“, zu der auch die Söhne Stengels gehörten. Friedrich Joachim Stengel war der Architekt, der das Bauwesen und vor allem den Sakralbau in Nassau Saarbrücken beeinflusste. Da für die meisten Bauten in dieser Gegend die Teilnahme Stengels, zumindest aber seine Begutachtung, notwendig waren,  ist anzunehmen, dass der Meister auch am architektonischen  Entwurf der Kirche in Dirmingen beteiligt war (1746).  Die Kirche gehört zu den einfachsten Nassau – Saarbrücker Kirchenbauten. Es ging wohl primär um die baldige Benutzbarkeit des Gotteshauses, denn nach einer halbjähriger Bauzeit wurde die Kirche eingeweiht. 

Nach Stengels Plan wurde an den Turm nach Osten hin ein Kirchenschiff mit längsgerichtetem Grundriss angebaut  (Saalkirche mit längsrechteckigem Grundriss - 11,00m x 17,30m). An den Ecken des Kirchenschiffes befinden sich Lisenen. Die je zwei schmalen und hohen Fenster haben Stichbogen, und das Dach ist auf der Schmalseite abgewalmt. Mit der Zeit wurden drei Emporen eingebaut, die heute noch bestehen. Im Jahr 1845 zur Zeit des Pfarrers Georg Conrad Brandt (1838 - 1846) kam eine 4. Empore auf der Ostseite hinzu und wurde Standort einer neuen Orgel. Es entstand somit die in ev. Kirchen öfter anzutreffende Anordnung von Altar, Kanzel und Orgel übereinander (siehe Ludwigskirche, Saarbrücken, Kanzelaltar mit Orgelprospekt). Die Bänke stammen aus dem Jahre 1897, ebenso der Fußboden.

Der romanische Turm  besteht aus „vier Geschossen“, wobei im Obergeschoss noch bis heute die vermauerten gekuppelten Schallöffnungen des 13. Jahrhunderts erhalten sind.  Zwiebelaufsatz und geschwungene welsche Haube mit offener Laterne wurden 1746 aufgesetzt. Das Turmuntergeschoss, das als Eingangshalle dient, weist ein Kreuzgewölbe auf dessen Rippen einen rechteckigen Querschnitt mit aufgelegtem Dreiviertelstab bilden. 

Eine wesentliche Erweiterung hat die Kirche durch den Umbau im Jahre 1936/1937 erfahren. Nach den Plänen von Professor Rudolf Krüger, Saarbrücken, wurde an der Ostseite des Kirchenschiffes von 1746 ein Anbau errichtet, ein Chorbogen mit den Außenmaßen 8,50m X  6,50m, der durch eine Zwischendecke in zwei Stockwerke getrennt wurde. Auf der oberen Etage hat der Kirchenchor seinen Platz und bis zum Jahre 1974 stand dort auch die Orgel. Diese Chorempore ist nur von außen zugänglich. Die untere Etage dient als Sakristei, darunter befindet sich ein Kellerraum. Dieser Raum wurde in den 1970er Jahren als Jugendraum genutzt.

In den Chorraum wurden zwei runde Buntglasfenster eingebaut,  die in Kreuzform geteilt sind. Das Nordfenster zeigt in der Kreuzmitte die Christussymbole PX und A und  ? und an den Enden der Kreuzarme die Symbole der Evangelisten: Mensch, Löwe, Stier, Adler. Das Südfenster (nach der Straßenkreuzung zu ) zeigt in der Kreuzmitte zwei sich kreuzende Schlüssel, im oberen Feld das Lamm mit der Kreuzfahne und im unteren Feld  ein brennendes Herz. Dieses Fenster ist dem Kirchensiegel der Ev. Kirchengemeinde Dirmingen nachgebildet.

Eine weitere wesentliche Änderung wurde im Jahr 1974 vorgenommen. Die Kirchengemeinde erhielt eine neue Orgel, die nun nicht mehr auf der östlichen Chorempore, sondern gegenüber auf der Westempore aufgestellt wurde. Die letzten großen Renovierungen der Kirche fanden in den Jahren 1995/1996 (Außenrenovierung mit einem Aufwand von rd. 732.000 DM) und 1999 die Innenrenovierung (Aufwand von rd. 532.000 DM) statt.

Das Lesepult (der Ambo), der siebenarmige Leuchter und die Kerzenständer für die Osterkerze sind neueren Datums. Sie wurden von dem Gemeindeglied Willi Bund, einem ehemaligen Presbyter und Kirchmeister, angefertigt und der Kirchengemeinde geschenkt.

Wenn man die Kirche nach dem Gottesdienst  vom Choranbau/ Altar aus durch das Kirchenschiff in Richtung Turm durchschreitet, erkennt man die drei Bauepochen, die unsere Kirche gestaltet haben: Neuzeit, Barockzeit, Mittelalter.

 




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