08. September 2025
St. Wendeler stationäres Hospiz Emmaus feiert 25-jähriges Jubiläum: "Heimat für alle Menschen sein"
In einer Festveranstaltung hat das St. Wendeler Hospiz Emmaus in Trägerschaft der Christlichen Hospizhilfe im Landkreis St. Wendel und der Marienhaus GmbH sein 25-jähriges Jubiläum begangen.
Ein prägnanter Satz fiel früh in der Veranstaltung. Dazu aufgefordert, den Satzanfang „Wenn es das Hospiz nicht gäbe…“ zu ergänzen, antwortete der St. Wendeler Landrat Udo Recktenwald mit „Dann würde ein Ort zum Halten beim Loslassen fehlen.“ Seit 25 Jahren ist das stationäre Hospiz Emmaus in St. Wendel ein solcher Ort – ein Ort des Sterbens, aber auch einer des Lebens bis zuletzt, eine Oase für Todkranke und deren Angehörige. Am 1. November 2000 wurde das Hospiz Emmaus eröffnet – damals noch in der ersten Etage des ehemaligen Schwesternwohnheims in St. Wendel, mit acht Betten und anfangs lediglich zwei Gästen. Ein Vierteljahrhundert später feierte die Einrichtung am St. Wendeler Hirschberg nun ihr silbernes Jubiläum und ist „in keiner Form mehr wegzudenken“, wie Andrea Tokarski von der Marienhaus GmbH betonte. Zur Festveranstaltung im St. Wendeler Saalbau waren etwa 80 Personen aus Politik, Pflege und Gesellschaft gekommen.
Winfried Schäfer, der das Hospiz zwei Jahrzehnte, bis 2020, geleitet hatte, hielt Rückschau auf den Entstehungsprozess der Einrichtung. Anfangs galt es vor allem dicke Bretter zu bohren. In der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre war die (Pflege-)Welt noch eine andere. „Die Hauptlast der Betreuung lag bei den Angehörigen und vor allem bei den Frauen“, so Schäfer. Zwar wurden in den 90er-Jahren einige Angebote zur Unterstützung geschaffen, etwa die Gründung der Christlichen Hospizhilfe mit ihrer ambulanten Versorgung, doch bei jeglichen Komplikationen habe ein Hin und Her eingesetzt zwischen häuslicher Pflege und Palliativbetten im Krankenhaus. Die Unterbringung im Krankenhaus wurde als Akutversorgung gesehen, die Patienten bald wieder als „austherapiert“ entlassen.
Als damals Überlegungen zur Gründung eines stationären Hospizes aufkamen, stießen diese „nicht bei allen Beteiligten sofort auf Zuspruch“, wie es Schäfer vorsichtig formulierte. Rückblickend verwundert das nicht. Über das Sterben sei damals möglichst nicht geredet worden, so Schäfer, demzufolge auch nicht über die Menschen, die im Verlauf ihres Sterbeprozesses Unterstützung benötigten. Ein tragfähiges Modell in Ergänzung zur ambulanten Versorgung war nötig und die St. Wendeler wurden mit ihrem stationären Konzept Vorreiter. 1999 gründeten die Waldbreitbacher Franziskanerinnen und die Christliche Hospizhilfe im Landkreis St. Wendel eine Trägergesellschaft. Heute ist neben der Christlichen Hospizhilfe die Marienhaus GmbH zur Hälfte Gesellschafter des Hospiz Emmaus, das im Jahr 2000 eröffnet wurde. „Es gab für uns keine Präzedenzfälle“, so Schäfer. Die Einrichtung habe Modellcharakter gehabt, insbesondere durch ihre damals einzigartige Struktur, die alle Träger der Hospizarbeit im Landkreis St. Wendel integrierte. Rückblickend sei die Gründung des Hospizes „ihrer Zeit voraus, aber absolut richtig“ gewesen, resümierte Schäfer ein Viertjahrhundert später.
Heute verfügt die Einrichtung neben dem St. Wendeler Marienhaus Klinikum über zehn Einzelzimmer, einige gemeinschaftlich genutzte Wohnbereiche sowie eine Außenanlage. Das 25-jährige Jubiläum sollte nach dem Wunsch der Hospizleitung nicht nur Gelegenheit zur Rückschau bieten, sondern auch zur Reflexion und zum Blick nach vorne. Die Jubiläumsveranstaltung stand unter dem Leitgedanken „Vielfalt“ mit dem neuen Motto des Hospiz Emmaus „Weil das Sterben so bunt ist wie das Leben“. Wenn sie ins Hospiz kämen, brächten die Leute ein ganzes gelebtes Leben mit, sagte Barbara Klein, Geschäftsführerin des Hospizes Emmaus im Rahmen ihrer Ansprache. Ein Sterben in Würde hänge wesentlich von den Rahmenbedingungen ab, in denen die Menschen zusammenlebten. Ihre Gäste sollten sich sicher sein können, im Hospiz in einer Haltung empfangen zu werden, mit der sie sich willkommen und aufgenommen fühlten – unabhängig von ihrer Religion, ihrer sexuellen Orientierung oder kulturellen Prägung. Das Hospiz Emmaus wolle „Heimat sein für alle Menschen“, betonte die Hospizleiterin. Darum habe das Hospiz in diesem Jahr die „Charta der Vielfalt“ unterschrieben, eine Initiative zur Förderung der Vielfalt in der Arbeitswelt. Der Regenbogen sei längst nicht nur ein Zeichen der Pride Bewegung, sondern stehe für Toleranz, Freiheit und Menschlichkeit, „deshalb verwenden wir es auch“, so Klein.
Was für eine Rolle Vielfalt in der täglichen Hospizarbeit spielt, kam in einer Podiumsdiskussion im Rahmen des Jubiläums zur Sprache. „Ein jüdischer Mensch stirbt anders als ein christlicher“, sagte Simone Nießling von der Landesarbeitsgemeinschaft Hospiz Saarland. Darum seien regelmäßige Fortbildungen nötig, um die Mitarbeitenden dafür zu sensibilisieren, was im Umgang jeweils zu beachten sei. Neben Religionszugehörigkeit oder sexueller Orientierung seien Nationalität oder Alter Faktoren, die bei den vielfältigen Bedürfnissen der Gäste im Hospiz eine Rolle spielten, berichtete Nadine Künzer-Müller, stellvertretende Pflegedienstleitung im Hospiz Emmaus. Doch Künzer-Müller ist sich sicher: „Durch einen offenen Umgang mit unseren Gästen stellt sich Vertrauen ein.“
Dass auch die Mitarbeitenden diese Grundhaltung mittragen, demonstrierten die Mitglieder des Pflegeteams bei der Festveranstaltung mit verschiedenfarbigen bunten Shirts. „Wir wollten alle zum Ausdruck bringen, dass uns das wichtig ist“, sagte Pflegekraft Natalie im leuchtend pinken Shirt.